Archeologia Industriale
Minturno
Real Ferdinando Brücke
Die Brücke, die sich in der Nähe der antiken Via Appia und der altrömischen Stadt „Minturnae“ befindet, wurde 1832 eingeweiht und nach König Ferdinand II. von Bourbon benannt. Sie überquert den Fluss Garigliano, dessen Verlauf heute die Grenze zwischen den Regionen Latium und Campanien festlegt. Schon seit der ersten Ausdehnung Roms (IV – III Jh. v. Chr.) ist dieser Fluss Schauplatz bedeutender Schlachten gewesen.
Der Garigliano ist durchaus ein Symbol des Wesens dieses Landstrichs und seiner Bewohner; die Folgen der zahlreichen Schlachten, die hier stattgefunden haben, haben nicht nur die Geschichte Italiens, sondern auch Europas bestimmt. Im 4. Jh. v. Chr. kämpften hier Römer gegen Aurunker, 910 Christen gegen Sarazenen, 1503 Spanier gegen Franzosen, 1860 die Savoyen gegen die Bourbonen, 1943-44 die Alliierten gegen deutsche Truppen, die entlang des Flusses die Gustav-Linie gelegt hatten.
Die Real-Ferdinando-Brücke ist die erste Hängebrücke mit eiserner Kettenlinie in Kontinentaleuropa und die erste der Welt mit getrennten Säulen, ein Beispiel der Industriearchitektur des neunzehnten Jahrhunderts. Erstmalig in Europa und Amerika wurde beim Bau einer Brücke die Vorrichtung eines doppelt umgekehrten Pendels, das sich im Kapitell jeder Säule befindet, eingeführt.
Für den Bau ließ der Ingenieur Luigi Giura eine speziell hergestellte Nickellegierung verwenden, um die Festigkeit des Eisens zu erhöhen, und entwickelte eine mechanische Erhärtung des Metalls, die den Eisenbalken eine ungewöhnliche Korrosionsbeständigkeit verleiht.
Die architektonischen Bestandteile wurden im Königreich beider Sizilien hergestellt. Die dekorativen Elemente wie Marmorsäulen, Kapitelle und Steinsphinxen, entsprechen der damals weit in Europa verbreiteten „ägyptisierenden“ Mode. Die außergewöhnliche Verbindung alter und neuer Formen und Materialien, sowie die meisterhaften technischen Lösungen, machen die Real-Ferdinando-Brücke zu einem Werk von erstaunlichem kunsthistorischem und technischem Wert.
Nicht weniger wichtig ist die historische Bedeutung des „Ponte Real Ferdinando“, wenn man bedenkt, dass die Brücke 1860 Schauplatz der Schlacht war, die mit dem Angriff der Piemontesen auf Gaeta, die Einheit Italiens herbeiführte. 1943 war die Brücke Teil der von den deutschen Truppen bestimmten Gustav-Linie, die den Vormarsch der Alliierten in Richtung Rom verhindern sollte. Beim endgültigen Rückzug der deutschen Besatzung wurde das Brückendeck vollkommen zerstört.
Dank eines von der einheimischen Bevölkerung stark unterstützten Projekts, wurde die Brücke 1998 restauriert.