Borghi
Formia
Die Ortschaft Maranola
Der kleine Vorort von Formia, Maranola, zeichnet sich durch seine engen malerischen Gassen und seine typischen mittelalterlichen Gebäude aus. Schon in vorrömischer und altrömischer Zeit war das Gebiet dicht bewohnt, wie die zyklopischen Mauern, die Überreste einer Wasserleitung und verschiedener altrömische Bauernhöfe bezeugen. Im Jahre 830 erbaute der Bischof von Formia auf dem Gipfel des „Monte Altino“ eine dem Erzengel Michael geweihte Felsenkirche „San Michele Arcangelo“. Nach den Zerstörungen der Stadt Formia durch di Sarazenen in den Jahren 842 und 846, flüchtete die Bevölkerung auf die Anhöhen der Monti Ausoni (Ausonischen Berge). Auf dem „Monte Altino“ entstand somit Maranola. Die Ortschaft wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 950 genannt, in der die Herzöge von Gaeta, Docibilis II. und Johannes II., das Gebiet von Marana (Maranola) dem Herzog Marino anvertrauten. Das Dokument belegt damit auch, dass Manarola im 10. Jh. Maranola unter der Herrschaft von Gaeta stand, während diese später an die Hohenstaufen, die Anjou, Caetani, Colonna und zuletzt, bis zur Auflösung des Lehnwesens im Jahre 1830, an die Carafa überging. Lange blieb dann Maranola eine selbstständige Gemeinde, bis sie 1928 sie in die Stadt Formia eingemeindet wurde.
Die Altstadt entwickelt sich mit ihrer mittelalterlichen Anlage in konzentrischen Kreisen um die Überreste der Burg, neben der sich die beiden Hauptkirchen befinden. Man betritt die Kirche ‚Santa Maria dei Martiri‘ (Märtyrer-Marienkirche), die keine richtige Fassade hat, durch ein Portal, das sich am Fuße des Glockenturms öffnet. Der Innenraum besteht aus einem einfachen Kirchenschiff, das in zwei Joche mit Kreuzgewölben eingeteilt ist. Im ersten Joch befinden sich drei barocke Altäre, die der ‚Madonna Addolorata‘ (Schmerzhaften Muttergottes), dem hl. Sebastian und dem hl. Blasius gewidmet sind. Im zweiten Joch ist ein Polyptychon aus dem 16. Jahrhundert: ‚Madonna und Kind zwischen St. Peter und St. Paul‘. Weiter hinten hängt ein Bild mit ‚Himmelfahrt Mariens und Verkündigung‘. Das interessanteste Kunstwerk, das in dieser Kirche aufbewahrt wird, ist eine schöne Terrakotta-Krippe aus dem 16. Jahrhundert, die sich im linken Querschiff befindet. Sie besteht aus großen Plastiken, die auf zwei Etagen angeordnet sind. Unter einem Gewölbe ist die eigentliche Krippengruppe, während in der oberen Etage Alltagsszenen zu erkennen sind. Im rechten Querschiff befindet sich eine kleine gotische Kapelle, in der wertvolle Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhalten sind.
Die Kirche von San Luca, die nach den Bombenangriffen des letzten Krieges vollständig restauriert wurde, bewahrt einen Glockenturm aus dem 13. Jahrhundert. Die Krypta von San Luca, die 1997 zufällig bei der Erneuerung des Fußbodens entdeckt wurde, bewahrt sechs Fresken mit der Darstellung der ‚Madonna del Latte‘ (stillende Muttergottes), die zwischen dem 14. und 15. Jh. gemalt worden sind. Vielleicht war es eine Kultstätte für Frauen, die hier um Schutz vor Schwierigkeiten in der Schwangerschaft und bei der Geburt beteten, oder einfach um ausreichend Milch für ihre Neugeborenen.
Neben religiösen Denkmälern bietet Maranola auch bemerkenswerte Beispiele mittelalterlicher Militärarchitektur, wie zum Beispiel den quadratischen Turm von Onorato I. Caetani aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der am höchsten Punkt der Ortschaft errichtet wurde und selbst etwa 30m hoch ist. Ebenfalls nicht zu versäumen ist die Piazza Antonio Ricca, ein herrlicher Aussichtspunkt auf den Golf von Gaeta. Hier kann man die spätgotische Kirche ‚SS. Annunziata‘ (Verkündigung Mariä) aus dem 14. Jahrhundert besichtigen, die mit einem angrenzendem Franziskanerkloster, das sich allerdings außerhalb der Stadtmauer befindet, verbunden ist. Maranola ist der Sitz des ‚Parco Naturale Regionale dei Monti Aurunci‘ (Regionalen Naturparks der Aurunker Berge).